Pferdegestütze Trauma-therapie
Wir sind unglaublich stolz, dass im Oktober 2017 das Buch von Dr. Karin Hediger und Mag. Roswitha Zink – Pferdegestützte Traumatherapie – im reinhardt-verlag.de erschienen ist.
Kurztext:
Basierend auf wissenschaftlich fundierten traumatherapeutischen Konzepten und dem aktuellen Forschungsstand zur pferdegestützten Arbeit werden Methoden, Voraussetzungen, aber auch Grenzen und Risiken der pferdegestützten Traumatherapie anschaulich dargestellt. Anhand des Fallbeispiels der 16-jährigen Hannah und ihres Therapiepferdes Tamino ermöglichen die Autorinnen einen Einblick in die pferdegestützte Traumatherapie. Welche Maßnahmen der Qualitätssicherung stehen zur Verfügung? Welche Qualifikationen des Therapeuten sind wichtig und wie können Auswahl, Ausbildung und Haltung des Therapiebegleitpferdes optimal gelingen? Das Buch gibt eine Übersicht über Wirkung und Umsetzung pferdegestützter Interventionen in der Traumatherapie und schafft so eine Grundlage für die Weiterentwicklung dieses Therapiebereichs.
Eine Leseprobe finden Sie hier. Hier gehts zu unserem der Buchpräsentation.

Mag. Roswitha Zink

Dr. Karin Hediger

Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität
2018 fand bei uns ein größeres Forschungsprojekt statt: In Kooperation mit der Universität Wien, der Abteilung Komparative Medizin des Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Siegmund Freud Universität beschäftigten wir uns mit den gesundheitsfördernden Aspekten der pferdegestützten Therapie. Der Titel lautet: „Sie spüren deinen Herzschlag! Die Herzrate, Herzratenvaraibilität und Kortisolausschüttung als Indikatoren der Synchronisation in pferdegestützter Therapie.“
Im Rahmen des Forschungsprojekts haben wir uns einerseits die stressreduzierende Wirkung von Pferden angeschaut und bei der Therapeutin, der Klientin und dem Therapiepferd sowohl den Herzschlag und die Herzratenvariabilität (HRV) als auch das Kortisol im Speichel gemessen.
Außerdem wollten wir uns die Synchronisation zwischen den drei InteraktionspartnerInnen anschauen. Kommt es zu einer Synchronisation in den physiologischen Parametern? Studien in der Mutter-Säuglings-Interaktionsforschung konnten den Effekt von sich abstimmenden Herzschlägen schon nachweisen. Aber kommt im pferdetherapeutischen Setting ebenfalls zu Herzen, die im selben Takt schlagen?
Es war eine intensive Datenerhebungszeit mit einem genialen Forschungsteam und super fleißigen Studienteilnehmerinnen, die sich nicht von Minusgraden, unvorhersehbaren technischen Herausforderungen und stunden- bis tagelangen Einsatz fast rund um die Uhr unterkriegen ließen. Im Gegenteil! Die Motivation und Begeisterung neuen Geheimnissen der Pferdetherapie auf die Spur zu kommen waren enorm. Und der Einsatz hat sich ausgezahlt, wie die Ergebnisauswertung zeigte:
Einerseits konnten wir zeigen, dass die Integration von Pferden in das therapeutische Setting eine stressreduzierende Wirkung auf Klientinnen hatte. Wir haben vor und nach der Therapiestunde das Kortisol, die Herzfrequenz und HRV gemessen. Und außerdem hatten wir eine Kontrollbedingung, in der gar kein Pferd bei der Therapiestunde dabei war, sondern nur das Tonnenpferd aus Holz. Nach dem Pferdekontakt (im Gegensatz zu davor) und in der Experimentalbedingung mit Therapiepferd (im Gegensatz zum Tonnenpferd) waren das Kortisol und die Herzfrequenz niedriger und die HRV ist gestiegen. Hohe Werte in der HRV sprechen für ein hohes Wohlbefinden und niedrige Werte im Kortisol und der Herzfrequenz zeigen Entspannung an. Somit haben Therapiepferde einen positiven Einfluss auf das Stresserleben und Entspannung.
Andererseits haben wir uns die Synchronisation der Herzschläge angeschaut und dabei festgestellt, dass es tatsächlich zu Abstimmungen zwischen Therapiepferd, Klientin und Therapeutin kommt. Die Herzschläge passen sich aneinander an und interessanterweise ist die Anpassung größer, wenn zwischen Mensch und Pferd schon vorher eine Beziehung geherrscht hat und das Therapiepferd nicht fremd bzw. unbekannt war.
Die Ergebnisse konnten wir schon bei vielen Konferenzen z.B in Dublin, Budapest, New York und Singen präsentieren und fanden große Zustimmung in der PferdetherapeutInnen-Gemeinschaft. Denn, dass Pferde sich positiv auf unser Wohlbefinden auswirken und helfen, Stress zu reduzieren und Entspannung zu erleben, das Wissen die meisten schon aus ihrer täglichen Praxis. Auch, dass Beziehung im therapeutischen Setting ein ganz essenzieller Faktor ist, ist den meisten bekannt. Und trotzdem ist es wichtig, die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben, damit das Wissen, dass Eltern, Therapiekinder, TherapeutInnen, ExpertInnen usw. in der täglichen Arbeit erleben auch wissenschaftlich darzustellen, um eine größere Akzeptanz der pferdegestützten Therapie zu erreichen.
Wir freuen uns also SEHR über Austausch zu diesem und anderen Forschungsprojekten und möchten allen Mut machen, selber etwas auf die Beine zu stellen!
Die erste Publikation zu unserem Forschungsprojekt finden Sie unter http://www.uco.es/ucopress/ojs/index.php/pet/article/view/11801
und ein weiterer Artikel mit der Bedeutung der Ergebnisse für die Praxis sowie weiteren Forschungsideen und viel literarischen Hintergrund ist gerade in Arbeit.

Eine Untersuchung der Stressreaktion von Pferden während pferdegestützter Therapie und nachfolgender Regeneration
Im Rahmen unseres Forschungsprojekt zur Herzratenvariabilität und Synchronisation schrieb Lena Kreuzer, MSc ihre Masterarbeit für das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien und erforschte dabei die
Stressreaktion und Regeneration von Therapiepferden:
„Meine Masterarbeit am Lichtblickhof hatte das Ziel, die physiologische Stressreaktion von Therapiebegleitpferden zu messen, um Hinweise auf deren Wohlbefinden im Kontext pferdegestützter Arbeit zu erlangen.
In einem ersten Versuch analysierte ich das physiologische Erregungsniveau von vier Pferden während standardisierter Therapieeinheiten anhand von Speichelproben und Daten über die Herzfrequenz. Die Pferde zeigten weder eine akute Stressreaktion, noch Anzeichen vermehrter Entspannung. Eine gesteigerte Herzfrequenz und erhöhte Konzentration des Stresshormons Kortisol spiegelten vermutlich die erhöhte körperliche Belastung durch den Klienten auf dem Pferderücken wider. Diese Einstufung des therapeutischen Einsatzes als vermehrte körperliche Belastung und nicht als beeinträchtigender Stressor im Vergleich zu einer Kontrollbedingung gründete darauf, dass die Kortisolkonzentration innerhalb kurzer Zeit nach dem Ende des Einsatzes abnahm und Zeichen der Entspannung (i.e. Parasympathikusaktivität, ein Parameter der Herzfrequenzvariabilität) innerhalb der standardisierten Einheit die höchste Intensität aufwiesen. Allerdings zeigten Pferde, die in der standardisierten Einheit mit weniger vertrauten Menschen arbeiteten, die geringste Intensität dieser Entspannungsindikatoren. Folglich könnte die Intensität der zugrundeliegenden Beziehung zwischen Mensch und Therapiebegleitpferd ein bisher unterschätzter Wirkfaktor auf das Erregungsniveau sein und Einfluss auf das Wohlergehen der Tiere innerhalb einer Therapieeinheit nehmen.
In einem zweiten Versuch begleitete ich die Tiere im Arbeitsalltag und analysierte die Herzfrequenz und Parameter der Herzfrequenzvariabilität vor und im Anschluss an eine therapeutische Gruppenstunde. Ein anhaltender Einfluss des therapeutischen Einsatzes auf die Herzfrequenz und Parameter der Herzfrequenzvariabilität über die Zeit der Therapieeinheit hinaus konnte ausgeschlossen werden, da kein statistisch signifikanter Unterschied der Parameter in Abhängigkeit der Messzeitpunkte oder im Vergleich zu Kontrolltagen bestand.
Insgesamt scheint der Einsatz der Therapiebegleitpferde im Ausmaß einer Therapieeinheit innerhalb der Anpassungsfähigkeit der Tiere zu liegen und keinen akuten Distress hervorzurufen.“


Non-verbale Kommunikation
2006 startete unter der Leitung von Univ.-Doz. Dr. Thomas Stephenson und Mag. Roswitha Zink ein Forschungsprojekt: Mittels Videoanalyse wurde der nonverbalen Kommunikation zwischen Menschen und Pferd nachgegangen, um die Wirkmechanismen und das Potential der Equotherapie genauer darstellen und erklären zu können.
Im Rahmen der Erstellung dreier Diplomarbeiten wurden folgende Schwerpunkte behandelt:
- Psychodynamisch orientierte Diagnostik in der Equotherapie. Unter Berücksichtigung körpersprachlicher Kommunikationsformen des Klienten/der Klientin in der Interaktion mit dem Pferd als Ausdruck emotional-psychischer Strukturen. (Sophie Fischer)
- Analogien nonverbaler Interaktionsprozesse. Die Mutter-Säugling-Interaktion und die Klient/Klientin-Pferd-Interaktion in der Equotherapie unter besonderer Berücksichtigung von Affektivität. (Dorothea Gansterer)
- Die freie körpersprachliche Interaktion mit dem Pferd als Szene. (Karin Poinstingl)
Außerdem wurden in den letzten Jahren zahlreiche kleinere Forschungsarbeiten angefertigt.
Zu Themen wie:
- Therapeutische Angebote für Menschen mit Behinderung
- „Platz da!“ Selbstbestimmung für Mensch und Tier
- Erhebung der Angebote zu Therapie mit dem Pferd
- Paradigmen in der Mensch-Tier-Beziehung
- Konstruktivismus und Therapie mit Pferden
- Resilienz und Therapie mit Pferden
- Pferdegestützte Traumatherapie
2005 konnten wir mit einer Forschungsarbeit „Paradigmen in der Mensch-Tier-Beziehung“ den ersten Platz beim Forschungspreis der Tierschutz Ombudsstelle Wien erhalten.
Wir stehen gerne für nähere Informationen zur Verfügung, wenn Sie Interesse an unseren Forschungsarbeiten haben. Die Forschung und die Vernetzung mit Gleichgesinnten macht uns großen Spaß und wir freuen uns über Austausch. Leider sind unsere zeitlichen Ressourcen dafür oft beschränkt. Wir sind in erster Linie Therapeutinnen für Kinder und Jugendliche in Krisen und natürlich darf auch die Versorgung der Tiere nicht zu kurz kommen, da bleibt oft wenig Zeit für die Wissenschaft. Wir bitten um Verständnis, dass dadurch die Beantwortung von Anfragen diesbezüglich manchmal ein bisschen mehr Zeit brauchen!


Erhebung nonverbaler Kommunikationsmuster
zwischen Mensch und Pferd mittels Videoanalyse
https://www.lichtblickhof.at/images/erforschen/nonverbaleKommunikation/gansterer_fischer_poinstingl_forschungsgruppe_equotherapie_2011.pdf
2014 fand am Lichtblickhof ein Forschungsprojekt in Kooperation mit der Van Hall Larenstein University of Applied Sciences in Leeuwarden in den Niederlanden statt. Unter dem Titel “Wer beeinflusst wen? – Interaktion zwischen Klient, Pferd und Therapeut” haben Saskia Aust und Ilona van Dongen im Rahmen des Studienganges Tiermanagement mit Schwerpunkt Tiergestützte Therapie die nonverbale Interaktion analysiert. Das Ziel der Studie war die Analyse der bilateralen Beeinflussung der Körpersprache zwischen Pferden und KlientInnen in der freien Interaktion unter Anleitung der Therapeutin.

Wissenschaftliche Arbeiten
Neben dem therapeutischen Alltag mit vielen großen und kleinen Sternstunden, Pferdekraft tanken, Lichtblicke schenken und dem DA SEIN für Kinder und Jugendliche in Krisen, liegt uns die wissenschaftliche Annäherung an das Thema Pferdetherapie sehr am Herzen.
So haben wir in den letzten Jahren immer wieder kleinere Forschungsarbeiten angefertigt, haben alle paar Jahre eine Forschungsgruppe für größere Projekte gebildet und bekommen erfreulicher Weise immer wieder die Möglichkeit Vorträge über unsere Arbeit zu halten.
Immer wieder erreichen uns auch Anfragen zu Vorwissenschaftlichen Arbeiten, Bacherlor- oder Masterarbeiten und dazugehörigen Forschungsprojekten. Sofern es gerade möglich ist, wir selbst gerade ein Forschungsprojekt haben und es ein bei uns beforschbares Thema ist sind wir hier gerne für Kooperationen zu gewinnen. Wir bitten Sie diesbezüglich mit uns Kontakt auf zu nehmen, können aber im Vorhinein noch nichts versprechen!